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The dark fairytale Castle - Chateau de Noisy /
Chateau Miranda (abgerissen!) Kaum ein anderes Schloss hat in den letzten gut zehn Jahren so viele Besucher aus der Urbex-Szene angelockt und in ihren Bann gezogen, wie dieses. Im Laufe der Jahre verbreiteten sich nicht nur Halbwahrheiten, Gerüchte und Legenden, sondern gleichermaßen häuften sich leider auch Diebstähle und Vandalismus. Optisch könnte das Schloss der Kulisse eines alten schwarzweiß-Horrorklassikers entsprungen sein. Doch so imposant es von außen wirkt, so zerstörerisch und unaufhaltsam nagt der Zahn der Zeit an seiner Substanz. Im Jahr 2007, genauer gesagt Ende März, sah ich erstmals ein Foto des Schlosses im Internet und war von dem Anblick sofort fasziniert. Es ausfindig zu machen dauerte nicht lange, und so setzte ich mich gleich am nächsten Tag um 5.00 Uhr morgens ins Auto, um es aufzusuchen. Nach gut dreieinhalb Stunden Fahrt erreichte ich den kleinen Ort, stellte meinen Wagen am Fuße des Berges ab und kletterte querfeldein den Hang zum Schloss hinauf. Oben angekommen konnte ich meine Faszination kaum verbergen, meine Enttäuschung aber ebenso wenig. Vor dem Schloss stand jener ominöse (damalige) Pächter der umliegenden Wälder, von dem immer wieder zu lesen ist. Gerüchten zufolge hielt er ungebetenen Besuchern bereits mehrfach seine Schrotflinte unter die Nase, im Wald soll er Bärenfallen ausgelegt haben, und was weiß ich nicht noch alles. Der Wahrheitsgehalt solcher Erzählungen sei mal dahingestellt. Im Übrigen ist der Jäger ein englischer Landsmann, der das Grundstück gepachtet hatte, und kein Verwandter des Grafen, wie teils fälschlicherweise geschrieben wurde. Nun, wie dem auch sei; ich hatte jedenfalls meine Mühe, von ihm nicht entdeckt zu werden. Über zwei Stunden spielte ich Katz und Maus mit ihm und versteckte mich immer wieder gebückt im Geäst. Lediglich ein kurzer Blick ins Innere gelang mir durch ein Fenster, um gleich darauf wieder in den Hecken zu verschwinden. Irgendwann gab ich auf, worüber ich mich noch heute ärgere. Als auch ein späterer Versuch das Schloss 2008 zu besuchen scheiterte, legte ich es gedanklich vorerst zu den Akten und wagte erst im Winter 2009 einen erneuten Anlauf. Das Schloss im Schnee - ebenso reizvoll, wie verräterisch. Teils lief ich rückwärts, um meine Spuren zu verschleiern, teils verwischte ich meine Fußabdrücke mit Hilfe eines Tannen-Astes. Das mag für manche abstrus klingen (und wird sicherlich auch so ausgesehen haben…), aber diesmal wollte ich endlichen einen Erfolg verbuchen können. Diesen hatte ich letztendlich zwar auch, aber das Schloss war im Inneren nur noch ein Schatten seiner selbst. Unter anderem wurde mittlerweile das Treppengeländer mutwillig zerstört und Teile davon entwendet, und zu allem Überfluss ging kurz vor der ersten Innenaufnahme auch noch das Stativ kaputt, so dass ich die Bilder frei Hand mit teils hoher ISO-Zahl machen musste. Umso mehr ärgerte ich mich nun, zwei Jahre zuvor nicht mehr Geduld aufgebracht zu haben. Auch auf den Uhrenturm konnte ich nicht hinauf, da weiter oben durch die zerbrochenen Fenster Schnee eingefallen und zu Eis gefroren war, was den aufsteigenden Treppenabsatz in eine lebensgefährliche Rutschbahn verwandelte (Treppenstufen oder gar ein Geländer gab es nicht mehr). Doch zumindest war ich im Inneren und machte das Beste daraus, auch wenn ich bei dem Gedanken an ältere Fotos im Vergleich zum heutigen Zustand mehrmals mein Unverständnis sowie meine Wut und Enttäuschung unterdrücken musste. Ende Januar 2012 wurde es mir als
Begleitperson schließlich ermöglicht, das Schloss drei Tage lang legal mit
Genehmigung und in aller Ruhe zu erkunden. Zur Historie: Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Besitzer des benachbarten Schlosses aus ihrem Anwesen vertrieben und fanden Unterschlupf in einem nahe gelegenen Bauernhaus. An dessen Stelle wurde rund 75 Jahre später für die Adelsfamilie das neugotische Schloss erbaut. Anfänglich diente das Schloss lediglich als Sommerresidenz. Im Rahmen mehrfacher Erweiterungen entstand 1903 der rund 34 m hohe Uhrenturm (diverse Quellen beziffern die Höhe mit rund 56 m. Dies ist jedoch ebenso falsch, wie die Angabe, das Schloss hätte über 500 Fenster…). Wenige Jahre danach wurden die Orangerie, der nachgebaute Festungswall sowie das Nebentor errichtet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von deutschen Truppen besetzt, nach Ende des Krieges zog die gräfliche Familie in den rechten Nebenflügel. Die nationale Eisenbahngesellschaft mietete fortan das Hauptgebäude und nutzte es als Ferienwohnheim für Kinder der Bahnangestellten. Da die Kosten für den Unterhalt des Schlosses ins Unermessliche stiegen, kündigte die Eisenbahngesellschaft Ende der 1970er Jahre den Vertrag mit dem Grafen. Nach wechselnden Nutzungen, wobei auch Touristen das Schloss und dessen Porzellansammlung besichtigen konnten, wurde es 1990 geschlossen, da die Kosten für das immer mehr verwahrloste Anwesen nicht mehr aufgebracht werden konnten und die Suche nach Investoren ergebnislos blieb. Seit dem steht es leer und verfällt zusehends. Im Laufe der Jahre wurden die hölzernen Böden, die Kamine und der wertvolle italienische blaue Marmor aus dem Inneren teils gestohlen, teils im benachbarten Landhaus des Grafen verbaut. Ein Anfang / Mitte der 90er durch Jugendliche verursachter Brand zerstörte Teile des Daches und Obergeschosses. Eindingende Feuchtigkeit brachte daraufhin im Laufe der Jahre einen Großteil der Böden und Zwischendecken zum Einsturz, weshalb heutzutage das Betreten mancher Bereiche des Schlosses ohne Übertreibung als lebensgefährlich zu bezeichnen ist!
Zum Schluss noch ein paar Infos
zu den Gerüchten und anderen Meldungen: Der Todessturz Das Feuer Über den Wahrheitsgehalt eines weiteren
Gerüchtes (oder ob diesbezüglich tatsächlich ein Zusammenhang mit dem Brand besteht) kann ich nichts sagen. Aber der Vollständigkeit halber will ich
es an dieser Stelle zumindest erwähnen: Abholzung Schwarze Messen Die Turmuhr
Zur Galerie (dreitägiger Besuch mit Genehmigung, Januar 2012)
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