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Beelitz Heilstätten

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Die Lungenheilstätten und Sanatorien, die ich mit Genehmigung betreten habe, wurden zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichtet. Die Heilstätten, eine der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland, waren für ihre Zeit mustergültig. Noch heute vermittelt die Gesamtanlage, mit welchem sozialen Engagement und hohem medizinischen Aufwand gegen die Tuberkulose als die verheerende Krankheit zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgegangen wurde. Überbevölkerung und Überbelegung in den Mietskasernen und Hinterhöfen Berlins, katastrophale hygienische Bedingungen, fehlende gesundheitliche Vorsorge, Mangelernährung und schwere körperliche Arbeit waren die Hauptursachen der immer stärker um sich greifenden Volksseuche Tbc. Allein im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts war jeder dritte Todesfall und jede zweite Arbeitsunfähigkeit auf Tuberkulose zurückzuführen.

Der erste Bauabschnitt der Heilstätten wurde zwischen 1898 und 1902 realisiert, wobei auf die strikte Trennung der Geschlechter geachtet wurde. Auch die Betriebsgebäude wurden so zugeordnet. Gebäude, in denen hauptsächlich Frauen beschäftigt waren, wie die Waschhäuser und die Küchengebäude lagen in den Klinikbereichen der weiblichen Patienten, die Gebäude mit überwiegend männlichen Beschäftigten, wie z.B. die Werkstätten, der Fuhrpark oder das Heizhaus lagen in den Männerstationen. Einzige Ausnahmen bildeten die (nicht mehr vorhandene) Kirche und das zentrale Badehaus.

In der zweiten Bauphase von 1905 bis 1908 wurden - unter Leitung des bis 1930 verantwortlichen Architekten Fritz Schulz - den beiden Lungenheilstätten im Norden je ein weiteres Gebäude mit 300 Betten gegenübergestellt. Mit den auf 1.200 Betten angestiegenen Klinikgebäuden wurden auch die Betriebs- und Nebengebäude erweitert. Kernstück der technischen Infrastruktur war das in Nähe des Bahnhofes gelegene Heiz- und Maschinenhaus.

Mit dem 1. Weltkrieg bezog erstmals das Militär die Beelitzer Heilstätten. Die Sanatorien wurden als Verwundetenlazarett durch das Rote Kreuz genutzt, der übrige Teil fungierte als Militärlungenheilstätte. Bis 1919 wurden mehr als 12.500 Soldaten in Beelitz verpflegt.  Nach 1918 stieg die Zahl der zivilen Patienten rasch wieder auf die Vorkriegsbelegung. Begünstigt durch die Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 erhöhte sich die Zahl der Heilstättenanträge sogar derart, dass im Folgejahr nur noch Frauen und Kinder in Beelitz aufgenommen und männliche Patienten an anderen Standorten untergebracht wurden. Bedingt durch Wirtschaftskrise und Inflation musste im Laufe der Jahre 1923/24 der Betrieb stark eingeschränkt werden. Im Oktober 1923 wurden die nördlich der Bahn gelegenen Lungenheilstätten sogar vorübergehend geschlossen, in den Sanatorien ging die Patientenzahl auf etwa 400 zurück. Erst ab Mitte 1925 war die ursprüngliche Belegungsstärke mit über 1.200 Patienten wieder erreicht. Die wirtschaftliche Situation verbesserte sich zunehmend, so dass notwendige Reparaturen und Neubeschaffungen an Material erfolgten und der weitere Ausbau der Beelitzer Heilstätten begonnen werden konnte.

Die dritte Bauperiode von 1926 bis 1930 umfasste vor allem den Neubau der Zentralwäscherei (1926) und des Chirurgie-Pavillons (1928 - 1930) auf dem Gebiet der Lungenheilstätte für Frauen. Während des 2. Weltkrieges dienten die Heilstätten erneut dem Militär als Lazarett und Lungenheilstätte. Durch Kriegseinwirkungen wurden einige Gebäude beschädigt. Die Kirche der Heilstätten wurde zerstört und in späteren Jahren abgerissen, vom imposanten Wohnhaus der ledigen Ärzte von 1906 blieb lediglich ein Rest des Erdgeschosses stehen. Bis heute sichtbares Zeugnis der Zerstörungen ist die noch bestehende Ruine des großen Lungenheilgebäudes für Frauen von 1907.

Die Heilstätten blieben nach 1945 militärisches Sperrgebiet und beherbergten das zentrale Militärhospital der Westgruppe der sowjetischen Truppen, das größte Hospital außerhalb des eigenen Territoriums. Da die Landesversicherungsanstalt das 1995 unter Denkmalschutz gestellte Gesamtensemble nicht erhalten bzw. sanieren konnte, wurde das rund 200 ha große Gelände von der Beelitz Heilstätten GmbH & Co. KG, einer Tochter der Unternehmensgruppe Roland Ernst, erworben. Seit dem Jahr 2000 ist der Sanierungsprozess deutlich ins Stocken geraten. Das Konzept der Wiedernutzung des historischen Areals und die Sanierung der Denkmalsubstanz stagniert infolge der Insolvenz der Eigentümergesellschaft. Zahlreiche historische Gebäude sind von Verfall bedroht.

Quelle: www.heilstaetten.beelitz-online.de (gekürzt)

 

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